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HP 150 Series 100

HW#0020

Ein "Hybrid"-Modell sozusagen, halb Computerterminal für Gross-/Midi-Rechner z.B. HP1000-Rechner, oder HP3000,  halb PC für PC-Applikationen. Mit einem Tastendruck konnte zwischen den zwei Modi umgeschaltet werden. Eine andere Spezialität der Rechner waren bereits 3.5" Disketten, alle Geräte konnten an einen seriellen oder parallelen oder den HP-IB-Bus angeschlossen werden. Bereits war ein "Touchscreen" enthalten, über welchen durch optische Sensoren am Bildschirm die Menüsteuerung via Finger möglich war. Mit dem Erscheinen der IBM und IBM-compatiblen PC's verschwanden diese Vorteile wieder. Die 5.25"-Diskette mit halber Kapazität wurde als Rückschritt zum "Standard".

Hersteller: Hewlett-Packard
Typenbezeichnung: HP 150 Series 100

Prozessor:  Intel 8088
Takt: 4.77 MHz

Arbeitsspeicher (RAM): 256 KBytes  
Freigegeben: 1983
Betriebssystem: MS-DOS 2.11

Mit bestem Dank an: Fritz+Caspar Jenny AG, Ziegelbrücke

Beschreibung

Einer der vielen Kompatiblen, die nicht kompatibel genug waren: Sprach man Ende der 70er Jahre von 'kompatiblen' Computern, war immer Kompatibilität zum Apple II gemeint. Es gab unendlich viele Computer, die Namen wie Ananas, Aprikose u. ä. hatten. Mitte der 80er Jahre bedeutete 'kompatibel' dann kompatibel zum IBM-PC.

Der HP-150 war einer davon. Leider waren alle die Konzepte unter den 'Kompatiblen', die sich nicht sklavisch, meist sogar bis zum Gehäuse und der Lage der I/O-Ports im Adressraum, an das Vorbild klammerten, zum schnellen Aussterben verurteilt: Beim HP-150 war der Computer im Monitor integriert, ein optionaler Thermodrucker konnte auch noch eingebaut werden. Die Diskettenlaufwerke werden (natürlich) über den HP-IB-Bus angeschlossen. Als Besonderheit besitzt der Rechner einen 'Touch-Screen', der mit Infrarotlichtschranken arbeitet. Ohne angeschlossenes Diskettenlaufwerk arbeitet er als ASCII-Terminal.

Der HP 150 kam etwa zur gleichen Zeit auf den Markt wie der Apple Macintosh und genau wie dieser setzte er auf ein neuartiges Bedienkonzept, nämlich den Touchscreen. Schaltflächen auf dem Bildschirm können mit dem Finger angewählt werden. Die Bedienung wird dadurch ungeheuer intuitiv, dafür ist natürlich die Zielsicherheit eines durchschnittlichen Zeigefingers weit von der Präzision einer Maus entfernt. Dies dürfte der Hauptgrund dafür sein, warum sich das Konzept des Touchscreens nur in jenen Bereichen bewährt hat, wo es wirklich nur auf das Zeigen ankommt, z.B. in Kiosksystemen (Fahrkartenautomaten, Bankautomaten, öffentliche Auskunftssysteme). Angesichts des Prozessors und des Betriebssystems würde man beim HP150 eigentlich einen PC-kompatiblen erwarten, HP hat aber auf die Lizensierung des IBM-Bios oder eines Nachbaus davon verzichtet und dem HP 150 eine Eigenentwicklung spendiert. Auch in anderen Bereichen zeigt sich der HP 150 als Exot: Es gibt keine Plätze für Steckkarten, der ganze Rechner steckt im Monitorgehäuse. Zum Booten muss jedoch eine externe Floppy angeschlossen werden. HP-typisch ist der Floppyanschluss ein HP-IB-Bus-Interface, der mechanisch und elektrisch mit dem IEEE-488-Interface an CBM-Rechnern übereinstimmt. Die Gemeinsamkeiten enden jedoch bei der logischen Steuerung, so dass die Laufwerke nicht austauschbar sind.

Der Touchscreen im HP 150 basiert auf einem Lichtschrankenvorhang. Rings um die Mattscheibe befinden sich im dicken Bildschirmrand Löcher, von denen jeweils zwei (links und rechts bzw. oben und unten) gegenüberliegende zusammengehören. Auf der einen Seite sitzt eine Infrarot-Leuchtdiode und auf der anderen ein Fototransistor. Da horizontal nur 21 und vertikal 14 Sende-Empfangs-Paare vorhanden sind, ist die Auflösung des Touchscreens natürlich sehr eingeschränkt. Zum Antippen von Schaltflächen reicht es aus, zur exakten Cursorpositionierung beispielsweise schon nicht mehr.

Quelle: