Computeum.ch Computermuseum: Noch virtuell - doch alles ist physisch vorhanden

Apple II c

HW#0006 + HW#0007

Hersteller: Apple

Typenbezeichnung: IIc

Prozessor: Rockwell  65C02

Takt: 1.4 MHz Arbeitsspeicher (RAM): 128 KBytes 
Festspeicher (ROM): 32 KBytes Freigegeben: 24. April 1984  

Mit bestem Dank an: Bill Wilkins, Sils i/Engadin und  Franz Michel, Ennenda

Beschreibung

Bereits 1981 dachte ein Apple-Techniker über einen tragbaren Computer in Buchgrösse nach. Ende 1982 zeigte Paul Dali Steve Jobs ein Foto des brandneuen Toshiba Portable und zusammen spielten sie mit der Idee des tragbaren Apple II herum. Im Gegensatz zum Toshiba sollte aber eine Floppy eingebaut sein. Sie nahmen das Motherboard des entstehenden IIe , eine Floppy, eine Tastatur und spielten mehrere Anordnungsvariationen durch. Letztlich blieb man beim "Motherboard unten, Floppy drüber, Tastatur vorne" und wusste nur das Netzteil nicht unterzubringen. Es musste extern angeordnet werden. Jobs interessierte weniger eine Verkaufschance (Marktstudien, ob die Anwender so etwas brauchten, wurden nicht angefertigt) als vielmehr die technischen Probleme der Miniaturisierung zu lösen. Es war für ihn ein zu lösendes intellektuelles Rätsel, wie man alle elektronischen und mechanischen Komponenten so kompakt machen konnte, dass sie in ein kleines, leichtes Gehäuse passten.
Da der Rechner klein sein sollte, konnte man keine Steckplätze in ihm unterbringen. Alles, was der Anwender dem IIplus oder dem IIe hinzufügte, musste beim IIc (c für Compact) bereits vorhanden sein: Internationale Zeichen, 80-Zeichen-Karte, Floppykontroller und eine oder gar zwei serielle Schnittstellen sowie Anschluss für Joystick oder Maus. Der Vorteil war dann auch, dass der Anwender den Rechner nur auspacken, anschliessen und einschalten musste. Es war nicht notwendig, irgendetwas einzustellen oder zu konfigurieren. Während der Entwicklung des IIc wurde bei Apple das Aussehen der Gehäuse neu designd, man ging vom dunklen Grau der II, III, LISA und ersten MAC-Serien zu einem helleren, moderneren Beige über. Der IIc wurde der erste Computer in dieser Farbe.
Da die Chiptechnologie seit der IIe - Entwicklung weiter fortgeschritten war, ermöglichten neue, noch höher integrierte Chips die Montage der gewünschten Features auf einem extrem kleinen Motherboard mit weniger Stromaufnahme und Wärmeentwicklung. So wurden z. B. statt 16 ICs für 128 KB Ram nur noch 4 benötigt. Die Techniker schafften es, alles in ein Gehäuse zu pressen, das in einen normalen Aktenkoffer hineinpasst. Ein grosses Problem war aber die Wärmeentwicklung. Trotz externem Trafo (der grössten Hitzequelle), internem Schaltnetzteil (entwickelt kaum Wärme) und der stromsparerenden Chips wurden die Prototypen sehr heiss. Vorgabe war es, bei 40° im Schatten (am Strand von Florida oder L.A.) eine grosse diskettenbasierte Datenbank alphabetisch zu sortieren. Die verwendete Floppy von ALPS wurde bei längerem Betrieb so heiss, dass niemand eine längere Standzeit des Computer erwarten konnte. Die Techniker sahen viele Schlitze zur Luftzirkulation vor (ein Lüfter war tabu, weil so ein Ding Jobs nervte), das reichte aber nicht, ein neues, Floppylaufwerk mit nur 5 Volt Spannungsversorgung (statt 12 Volt) wurde getestet; es war neben dem höheren Preis wärmetechnisch kein Erfolg, im Gegenteil: Der Rechner wurde noch wärmer! Man erklärte sich das Ganze so: die normale Floppy wird wärmer, dadurch wird die Luft im Innern des Gehäuses mehr bewegt und kühlt deswegen besser. Der endgültige IIc hatte diese normale Floppy und noch mehr und grössere Schlitze, eigentlich besteht er nur aus geschickt zusammengehaltenen Schlitzen.
Auch das ROM wurde überarbeitet, zunächst einmal, um alle eingebauten Karten anzusprechen (aus Kompatibilitätsgründen verhalten sich die eingebauten Features so, als wären sie richtige Steckkarten, die in die Apple-Slots gesteckt wären),  und zusätzlich 32 neue Zeichen, den sog. MouseText. Er beinhaltet lediglich Zeichen, die, werden sie geschickt zusammengesetzt, Fenster im Textmodus darstellen, die wie Mac-Fenster aussehen (es ist ein Zeichen für das Apple-Symbol vorhanden, ein Zeichen für den Fenster-Schliess-Knopf, ein Zeichen für den Knopf zum Fenstervergrössern, Zeichen, die die Fensterrahmen darstellen, usw.). So konnte erstmals auf der Apple II Plattform eine Oberfläche implementiert werden, die wie der Mac aussah. (Das musste aber von Floppy geladen werden, im ROM ist nur das Basic enthalten...)
Der neue Rechner wurde während einer grossen Show im Moscone Center, San Francisco, zusammen mit dem passenden kleinen 9-Zoll-Monitor und zwei neuen Druckern (ImageWriter und SilentWriter) dem Publikum vorgestellt. Die Show trug den Titel "Apple Forever" und zeigte auch neue Software-Entwicklungen sowie die Strategie, in Zukunft den Mac und den Apple II parallel fortzuentwickeln. Zu einem bestimmten Zeitpunkt (auf dem riesigen Bildschirm der Bühne wurden gerade die Features des tragbaren Computers gezeigt), ging das Licht im Saal aus. Als es wieder anging, hatte fast jeder Fünfte im Saal  (anwesend vor allem Apple-Angestellte und Apple-Händler aus der ganzen Welt) einen funktionsfähigen IIc in der Hand. Der Apple II verkaufte sich 50.000 mal in zweieinhalb Jahren. Der IBM PC brauchte dafür 8 Monate. Der Mac benötigte 74 Tage. Der IIc schaffte es nach dieser Einführung in sieben Stunden. Und er kostete 1300 Dollar, etwas mehr als ein IIe ohne Floppy, seriellen Ports und 80 Zeichen. Aber leider erreichte er nach dem Anfangserfolg nie die Verkaufszahlen des unangefochtenen Supersellers IIe. Die Kundschaft brauchte einen tragbaren Computer nicht so notwendig wie erhofft. Und ohne Steckdose lief er ja doch nicht, so dass man ihn im Zug oder Auto nicht einsetzten konnte. Er war im Vergleich mit dem IIe sehr klein, die Kunden glaubten deswegen zu oft, er wäre nicht so leistungsfähig. Und weil er nicht erweiterbar war, musste man ihn nehmen, wie er war.
Seinen ersten Filmauftritt hatte er in "2010 - Das Jahr in dem wir Kontakt aufnahmen" (Nachfolger von Stanley Kubricks Kultfilm 2001). Roy Scheider sitzt am Strand und arbeitet mit dem Apple und dem erst im Jahre 1985 erhältlichen LCD-Display. Leider macht der Film einen grossen Fehler: Es ist kein Akku-Pack zu sehen! Also war der Computer bei den Dreharbeiten nicht eingeschaltet! (Das Akkupack gabs nur von Drittanbietern auf Basis von 12 Volt Autobatterien. Schwer. Und trotzdem maximal eine Stunde Laufzeit. Und das Apple Display war so schlecht zu erkennen, dass man sich bei längerer Benutzung leicht Augenschäden einfangen konnte. Roy hätte am Strand laufend blinzeln müssen, da der Kontrast der nicht beleuchteten Anzeige nur sehr schwach war.)
 

Quellen: http://members.aol.com/CHRZAHN/index.html  
Macintosh-Museum
Apple-History.Pair.Com
Steven Weyhrich
diverse Zeitschriftenartikel, z. B. aus der Happy Computer, der Data Welt, dem Apple Magazin, der MacWelt,...